Schwimmen ist ein Sport, für den man jahrelange Praxiserfahrung benötigt, um die Techniken und Wettkampfstrategien zu verstehen. Aus diesem Grund fängt die Mehrheit der Schwimmer bereits im frühen Alter mit dem Sport an und wächst mit ihm auf. Ich zum Beispiel bin im Alter von sechs Jahren meinem heutigen Schwimmteam beigetreten. Spult man von da an ein dutzend Jahre vor, stehe ich heute bereits auf dem Startblock der Universitätsliga. Das sind zwei Drittel meines Lebens, die ich in Training, Wettkämpfe und harte Arbeit investiert habe. Ich habe mit der Zeit gelernt, dass es einige verdächtige Anzeichen dafür gibt, dass du die meiste Zeit deines Lebens Schwimmer gewesen bist…
1. Zunächst einmal ist dein Team wie eine zweite Familie für dich. Du lebst mit ihnen während Auswärtstreffen und Trainingslager zusammen. Dank dem gemeinsamen Frühsport weißt du, wer ein Morgenmensch ist und wer launisch wird, wenn er wenig Schlaf bekommen hat. Ihr nehmt viele Mahlzeiten zusammen ein – seien es die Snacks vor dem Workout oder die Teamessen. Du kennst von jedem die besten Seiten und die schlimmsten Angewohnheiten.
2. So wie deine Teammitglieder zu deiner Familie werden, wird das Becken in dem du trainierst zu deiner zweiten Heimat. Du kennst es wie deine Westentasche, hast dir jeden Riss am Beckenboden und jeden Millimeter an der Decke eingeprägt. Du hast den Insiderblick auf die besten Wasserfontänen, weißt welche Duschen auf welchem Level den idealen Druck erzeugen und erkennst jede kleinste Zustandsveränderung der Anlage.
3. Wahrscheinlich hast du auch spezielle Vorlieben für Wettbewerbsbedingungen entwickelt. Du möchtest auf bestimmten Bahnen lieber antreten als auf anderen und bist abergläubisch, wenn es um das Essen vor einem Rennen geht. Du hast eine Glücksbadekappe oder -schwimmbrille, genauso wie einen Lieblingsanzug.
4. Du hast über die Jahre eine stolze Sammlung an Medaillen, Trophäen und Abzeichen angehäuft und an deiner Schwimmtasche oder in deinem Zimmer hängt eine übertriebene Anzahl an Eintrittskarten. Außerdem besitzt du mehr Schwimmkleidung als normale Kleidung und Anzüge im Überfluss.
5. Sämtliche Tricks für den Umgang mit den klassischen Schwimmerproblemen sind dir vertraut. Du kennst die besten Cremes für trockene Haut sowie die Shampoos und Spülungen, die deine Haare trotz Chlor und Föhnhitze glänzen lassen. Du kennst die besten Marken der wasserfesten Mascaras und bist außergewöhnlich gut darin, Wasser aus deinen Ohren zu entfernen.
6. Aufgrund häufiger Hotelaufenthalte während deiner Auswärtstreffen, bist du extrem kreativ darin geworden, deine Kleidung und Handtücher an der Luft trocknen zu lassen. Lampen, Stühle, Duschköpfe und sogar Gardinenstangen können perfekt eingesetzt werden, um Wettkampfanzüge zwischen Vorrunden und Finals aufzuhängen.
7. Ein letztes Anzeichen dafür, dass du eine beeindruckende Zeit deines Lebens mit diesem Sport verbracht bist, ist die Tatsache, dass du deine „Schwimmrede“ in Unterhaltungen mit Nichtschwimmern perfektioniert hast. Du musst kaum noch nachdenken, wenn du die Grundlagen dieses Sports einem Laien erklären willst. Obendrein hast du gelernt auf 100 verschiedene Arten zu sagen „Ich kann da nicht, ich habe Schwimmtraining“, wenn es darum geht, mit Freunden außerhalb des Teams Pläne zu schmieden.
Ich könnte diese Liste noch unendlich lang fortsetzen, aber du verstehst bereits, worauf es hinausläuft. Die Gewohnheiten, die Nichtschwimmern seltsam vorkommen, werden zu deinem zweiten Ich, sobald du dich dem Sport über Jahre gewidmet hast. In meiner Kindheit und Jugend habe ich mich damit abgemüht, meinen Schulfreunden meine Leidenschaft für den Sport zu erklären. Viele von ihnen verstanden den Reiz daran und die Gründe, warum ich dem Sport so viel Zeit gewidmet habe, einfach nicht. Rückblickend ist genau dies eines der Hauptargumente, warum ich es so sehr liebe eine Wettkampfschwimmerin zu sein. Ich liebe es, Teil einer eng zusammengewachsenen Gruppe zu sein, die sich untereinander versteht – auch wenn der Rest der Welt es nicht tut.
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